Mittwoch, 14. Januar 2009
Der Koreaner und seine Brille
Bei mir um die Ecke ist ein koreanischer Laden den man lediglich mit Hilfe einiger koreanischer Zeichen am Schaufenster von den anderen asiatischen Läden nebenan unterscheiden kann. Der Besitzer allerdings macht mir Angst. Er trägt eine Brille enormer Stärke und hat entweder die miesesten Augenringe, oder ist ein undercover-Goth. Die meiste Zeit reflektiert die Brille das Licht vollständig, und wenn er den Kopf wendet erscheinen erst im allerletzten Moment die Augen, dann aber mit voller Wucht, schwarz umranded und riesig.

Bei meinem ersten Einkauf habe ich meinen Kram schreckhaft auf die Ladentheke geknallt, bei meinem zweiten Einkauf Augenkontakt vermieden und beim dritten Einkauf bin ich in den chinesischen Laden nebenan gegangen und habe für den gleichen Preis das gleiche Zeug gekauft.

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Sonntag, 21. Dezember 2008
Rückblick
Nach Cambridge zu gehen war eine der besten Entscheidungen in meinem Leben. So explizit habe ich das bisher noch nicht gesagt. Ich weiss, dass viele Leute denken ich solle lieber mein Diplom machen, und das man später immer noch arbeiten könne. Einige haben sogar schon richtige Elternkomplexe entwickelt, und wenn ich meine Augen zumache, höre ich meine Familie reden.

In meiner Zeit hier habe ich viele Dinge gelernt, und viele meiner Ansichten geändert. Eine wichtige Erkenntnis für mich ist, dass ich nicht mein Abschluss bin. Ich will mein Diplom machen, aber aus vollkommen anderen Gründen als vor neun Monaten. Ich habe gelernt wie man mit anderen Leuten zusammenarbeitet, auch wenn ich meistens denke, dass ich recht habe. Das denken die anderen nämlich auch von sich.

Ich habe wesentlich mehr und komprimierter Englisch, Algorithmen, grundlegendes zum Internet und mehr Mathe gelernt, als ich im Studium gelernt habe. Druck und Erfolg sind eine magische Kombination um mich zu motivieren.

Ich habe hier jede Menge Glück gehabt. Mein Chef ist - was ich vorher nicht wusste - recht bekannt in Cambridge. Er hat immerhin einen eigenen Eintrag bei Wikipedia. Er hat den ersten Webserver in Cambrige betrieben (1993!), das Prinzip Webcam erfunden, VNC mitentwickelt und ist in jeder Hinsicht gut vernetzt. Durch ihn habe ich viele kluge und coole Leute hier kennengelernt. Meine Kollegen sind alle klasse, es gibt niemanden mit dem ich nicht klar komme oder für den ich heimlich einen Groll hege.

Auf der anderen Seite ist mein Asthma as bad as ever. Ich habe mir eine menge Mist über meinen Beruf anhören müssen: Programmierer verdienen ihr Geld in der Hauptsache nicht mit dem Eintippen von arkanen Kommandos. Wir werden dafür bezahlt, Probleme in lösbare Teile zu zerstückeln, alle Konsequenzen zu durchdenken und jede Menge praktische Erfahrungen mit Techniken und Algorithmen zu haben, die sich im übrigen weniger schnell ändern als es in den Berufs-Teilen vieler Zeitungen behauptet wird. Alter ist kein Nachteil beim Programmieren. Die Kommandos eintippen ist nur noch der letzte Schritt, das Kristallisieren der Gedanken und Entscheidungen.

Deprimierend ist, wie viele Leute in meinem Alter hier schon eine Familie haben oder eine planen. Ich weiß noch nicht einmal, ob ich eine Familie will. Solche Leute sind effektiv aus meinem abendlichen Sozialleben ausgeschlossen, und ich aus ihrem. Sie treffen sich mit anderen Familien, reden über Kinder und wollen nicht mit Tanzen gehen. Zum Glück gibt es noch andere Querulenten ohne Familie, so dass ich ein paar Freunde gefunden habe. Gute Freunde will ich sie aber noch nicht nennen.

Unsere aktuellen Tabellen versprechen uns Geld bis Mitte oder Ende April. Jeder Verkauf verlängert unseren Runway um etwa fünf Tage. Egal ob oder wie wir April überleben, ich bereue nichts.

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Samstag, 15. November 2008
Und was ist in der Tüte?
Wer mich kennt, weiß dass ich gegentlich etwas zerstreut bin. Wer mich nicht umläuft, den übersehe ich. Vor ein paar Wochen habe ich das Waschpulver im Kühlschrank gefunden, kann mich aber nicht erinnern es dort verstaut zu haben.

Als ich gestern wie jeden Morgen mein Rad im Garten unseres Firmenhauses geparkt habe, hatte ich eine Tüte dabei. Sarah, immer neugierig, wollte wissen ob ich ihr was mitgebracht habe. Es stellt sich heraus, dass ich ihr tatsächlich was mitgebracht habe: Den Hausmüll. Den hatte ich eigentlich mitgenommen um ihn in unsere Tonne zu werfen. Irgendwo zwischen zweitem und ersten Stockwerk habe ich aber vergessen was diese seltsame Tüte in meiner Hand macht und sie einfach zur Arbeit gefahren.

Sarah meinte, dass ich an meinen Geschenken noch etwas arbeiten muss..

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